Begräbnisfeier für die protestantische Reformation?

Diese etwas provokative Überschrift berührt eines der wohl bedeutendsten Ereignisse der letzten Jahrhunderte.

Die Vorbereitungen auf die 500-jährige Jubiläumfeier im Gedenken an die Reformation sind im vollen Gange. Am 31. Oktober 2017 soll es zu einer Gedenkfeier der besonderen Art kommen. Ein Überwinden der Kluft zwischen den protestantischen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche stehen dabei im Zentrum der Diskussionen und Veröffentlichungen im Hinblick auf dieses Jahrtausendereignis.
Doch die Frage, die im Zuge dieses ökumenischen Prozesses aufkommt ist: Wieviel Einheit ist zwischen Reformation und Verfolgerkirche der reformatorischen Glaubensüberzeugungen möglich, wieviel gewollt?

Das Licht der Reformation erreichte und reformierte die christliche Kirche in Deutschland und weiten Teilen Europas vor nahezu einem halben Jahrtausend. Im 16. Jh. vollzog sich ihre Blütezeit , als die protestantische Bewegung mit Martin Luther und vielen anderen, die Glaubensfreiheit. Die Reformer hatten die lang verschollene Wahrheit wiederentdeckt, dass religiöse Autorität allein durch das Wort Gottes kommt und die Erlösung einzig in Jesus Christus zu finden ist.

Der autoritäre Anspruch der römischen Kirche war im Begriff seinen Einfluss auf das Volk und die theologischen Denker zu verlieren und begegnete zunehmender Opposition. Schließlich kam es zwischen Bibelgläubigen und der römischen Kirche zu einer einscheidenden Trennung, sowohl im Geist wie auch im Bekunden ihrer Loyalität zur kirchlichen Autorität. In den Augen der Reformer war ein Kompromiss mit einer korrupten und vom biblischen Evangelium abgefallenen Kirche unmöglich.

Die römische Kirche lehrte und lehrt noch immer, dass die Autorität in Glaubensfragen sich letztendlich in der kirchlichen Tradition und dem Primat des Papstes gründe. Die Erlösungsgewissheit der Gläubigen hinge demnach nicht völlig vom Vertrauen auf Jesus Christus und seinem Erlösungswerk ab, sondern auch von den Verdiensten, die sich ein Gläubiger durch Werke, Riten und Sakramente sichern kann.

Diese beiden Lehren der Kirche waren im Wesentlichen verantwortlich für Jahrhunderte der Unwissenheit, des Leids und der Einschränkung der Glaubensfreiheit bis hin zur Verfolgung auf dem Scheiterhaufen.

Jan Hus wurde am 06.07.1415 in Konstanz auf dem Scheiterhaufen als Ketzer hingerichtet.
(Kupferstich von Matthus Merian d. (1593-1650). 1630.)

Daher bekämpfte die die römische Kirche die Reformation mit entschiedener Härte und Unterdrückung der Wahrheit durch die sogenannte Gegenreformation, insbesondere durch das Konzil von Trient, das in den 1560er Jahren endete. Der ökumenische Prozess und der kontinuierliche Wandel im Protestantismus weg von der alleinigen Autorität der Schrift über einen ökumenischen Prozess hin zu einem Weltethos zeigen, dass die  Gegenreformation in ihren weitreichenden Zielen den Protestantismus auszulöschen, bisher erfolgreich war. Die aktuellen Schlagzeilen und das Zeitgeschehen um die Überwindung alles Trennenden sprechen für sich.

Protestantische Führer plädieren heute weltweit für das Ende der Reformation und eine Stärkung des Primats des Papstes innerhalb der Christenheit (so z.B. EKD Bischof Fischer in „evangelisch.de“, 2010).
Einheit und Anerkennung um jeden Preis, so scheint das Motto des neuzeitlichen Protestantismus. Die ursprünglichen Verantwortung und Entschlossenheit, die Wahrheit durch das Wort Gottes zu verteidigen, scheint im Hinblick auf 2017 ein Relikt der Vergangenheit.

Betrachtet man die Veränderungen ím ökumenischen Prozess, der sich schon seit Jahren auch auf die Einheit mit allen Religionen ausgeweitet hat (www.weltethos.eu), so beschleicht einem der Eindruck, es habe die Reformation nie stattgefunden.

Als Protestanten aus Europa im siebzehnten Jahrhundert wegen Verfolgung durch das Papsttum nach Amerika flohen, taten sie dies, weil sie nicht bereit waren die Wahrheit für Anerkennung, Wohlbefinden oder dem Vorwurf der Spaltung preiszugeben. Allein durch die Verpflichtung gegenüber der Grundsätze der Bibel, regierte Freiheit und Toleranz in den Vereinigten Staaten und dem heutigen Europa. Doch durch die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte hören wir mittlerweile andere Töne aus weiten Teilen des protestantischen Lagers:

Robert Schuller (✝ 2015), US-amerikanischer Fernsehprediger, Gründer der Crystal Cathedral in Garden Grove, Kalifornien, die zur Reformed Church in America gehört. (Wikipedia)

„Für die Protestanten ist die Zeit gekommen, dass sie zum Hirten [dem Papst] gehen und sagen: „Was müssen wir tun, damit wir heim kommen können?“ (Robert Schuller, in Los Angeles Herald Examiner, 19.09.1987)

Ob ein kniender US-Präsident vor dem römischen Pontifex (Bush vor Johannes Paul II, 2005), eine donnernder Applaus der Vollversammlung der Vereinten Nationen beim Aufmarsch von Benedikt IV 2008 in New York, oder der Ruf nach einem geistlichen Hirten (dem Papst) aus dem evangelikalen Lager. All das macht unmissverständlich deutlich: Die Reformation braucht eine Wiederbelebung oder sie wird 2017 gänzlich begraben.

Alle Christen, die durch das Wort Gottes leben und glauben möchten, müssen sehr genau hinhören, wenn es darum geht durch die Warnungen der Bibel die Zeiten in denen wir leben zu beurteilen.

Römer 13,11 Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden.

2Thessalonicher 2,10 und mit jeglicher Verführung zur Ungerechtigkeit bei denen, die verloren werden, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, dass sie gerettet würden

2Thessalonicher 2,11 Darum sendet ihnen Gott die Macht der Verführung, sodass sie der Lüge glauben,

Alle, die sich auf Christus berufen und seinen Namen tragen, dürfen und müssen das Wort Gottes für sich neu entdecken. Die Reformation muss weitergehen! Nicht eine konfessionelle, die sich auf menschliche Weisheit und Empfinden stützt, sondern eine Reformation, die von Gott entzündet, die Bibel als ihre alleinige Autorität versteht.

Die protestantische Reformation und die Trennung, hervorgerufen durch Gottes Wort, mögen eventuell 2017 ein Ende finden. Doch im Lichte der Worte Gottes lebt die Reformation weiter, in den Herzen und Leben derer, die biblische Wahrheit höher achten als Menschenwort.
Was Deutschland (und die Welt) 2017 benötigen, sind keine leeren Worte zur Geschichte, sondern Kraft und eine Rückbesinnung auf den Auftrag Jesu: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. Daher gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker…. und lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und sieh ich bin bei euch, bis an das Ende aller Tage.“ (Matthaus 28:18-20)

(c) Copyright 2017. Nicola Taubert, Reformation am Scheideweg. Reformation und Gegenreformation.
http://reformation.link

Bildquellen:

luther2017.de; Arbeitskundlicher Arbeitskreis Weidhaus

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